Nachhaltige Smartphones

Umweltschonend und zu fairen Arbeitsbedingungen: Die Produktion von Smartphones soll nachhaltiger werden. Worauf kommt es an?

Ein Smartphone, aus dem ein Baum wächst.

Fast 1,4 Milliarden Smartphones wurden 2020 verkauft – eine echte Hausnummer. Dass die Produktion einer so großen Menge extrem belastend für die Umwelt ist, bedenken die Wenigsten. Dazu kommt noch, dass die Arbeitsbedingungen häufig schlecht sind. Einige Hersteller wie Fairphone und Shift widmen sich diesen Problemen ganz gezielt – Stichwort „nachhaltige Smartphones“.

Smartphone-Produktion belastet Umwelt extrem

Die ersten Effekte der Klimakrise sind nicht mehr zu übersehen und die massenhafte Herstellung von Smartphones ist da keine große Hilfe. Denn: Bei der Produktion werden Unmengen von Rohstoffen gebraucht. Metalle wie Kupfer, Zink, Eisen, Nickel und Aluminium kommen ebenso zum Einsatz wie Tantal, Indium, Coltan und Gold.

Häufig werden ganze Lebensräume dem Erdboden gleich gemacht, um an die begehrten Metalle zu kommen. Wälder werden zerstört und Tagebaue angelegt. Das entzieht zahlreichen Tieren und Pflanzen die Grundlage zum Leben. Zudem dienen oftmals giftige Chemikalien dazu, die Stoffe aus den Gesteinen zu lösen. Diese Chemikalien können das Trinkwasser verunreinigen.

Dazu kommt, dass bei der Gewinnung und beim Transport der verschiedenen Rohstoffe, aber auch in den Stätten, in denen die Smartphones schließlich produziert werden, enorm hohe Treibhausgas-Emissionen freigesetzt werden. Diese verleihen bekanntermaßen dem Klimawandel weiteren Auftrieb.

Arbeitsbedingungen sind häufig prekär

Nicht nur, dass die Umwelt unter der massenhaften Produktion von Smartphones leidet – auch die Konditionen der beteiligten Arbeitnehmer sind häufig alles andere als fair, diverse NGOs sprechen gar von unmenschlichen Bedingungen. Arbeitsrechtliche Standards wie Arbeitsverträge oder ausreichend Pausen? Fehlanzeige! Annähernd gerechte Löhne? Schön wär’s!

Die Wahrheit ist, dass viele Arbeiter wie Sklaven ausgebeutet werden. Auch auf Kinderarbeit wird oft zurückgegriffen. Dazu kommt noch, dass zahlreiche Arbeiter in den Tagebauen ihre Gesundheit gefährden, wenn sie bei der Gewinnung der Rohstoffe unmittelbar beteiligt sind.

Ein weiteres Problem: Viele Minen, in denen Rohstoffe für die Handy-Produktion abgebaut werden, befinden sich in instabilen Gebieten. Zahlreiche Tagebaue im Kongo liegen zum Beispiel in Regionen, die von bewaffneten Rebellen kontrolliert werden. Bürgerkriegsähnliche Zustände sind dort keine Seltenheit. Auch dadurch wird die tägliche Arbeit in der Mine zur Gefahr für Leib und Leben.

Apple hat 2014 aus diesem Grund bekanntgegeben, sein Tantal und Coltan künftig nur noch aus zertifizierten Quellen und nicht mehr aus Konfliktregionen zu beziehen. Ein wichtiger Schritt.

Was macht nachhaltige Smartphones aus?

Bei all diesen dramatischen Umständen ist es umso erfreulicher, dass sich erste Handy-Hersteller die Themen „Nachhaltigkeit“ und „faire Produktion“ auf die Fahnen geschrieben haben. Im Jahr 2013 ist mit dem Fairphone das erste nachhaltige Smartphone erschienen. Ein Jahr später folgte dann das ShiftPhone. Aber was zeichnet fair produzierte und nachhaltige Smartphones eigentlich aus?

  • Hersteller sollten verstärkt darauf achten, dass die von der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) formulierten Standards bei der Gewinnung der Rohstoffe eingehalten werden, um faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Dabei gilt es, die gesamte Lieferkette im Blick zu behalten, um so die gegebenen Verhältnisse entsprechend einschätzen zu können.

  • Transparenz ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um faire und nachhaltige Produktion geht. Beim niederländischen Hersteller Fairphone etwa kann der Verbraucher auf Wunsch Informationen über die Herkunft der verwendeten Smartphone-Einzelteile erhalten. Auch wie die Gewinnung der Materialien finanziert wurde, können Kunden einsehen.

  • Nicht nur die Herkunft der Rohstoffe ist wichtig, sondern auch deren Anteil am Gesamtprodukt. Wer als Hersteller Wert auf ein nachhaltiges Smartphone legt, sollte bei der Produktion auf einen möglichst hohen Anteil an ökologisch unbedenklichen Materialien achten.

  • Wie schafft man es, ein Gerät möglichst langlebig zu konstruieren? Indem man es modular aufbaut! Heißt: Die einzelnen Teile jedes Smartphones sollte man austauschen können – wie etwa bei den Modellen von Fairphone oder rephone. Dann müsste man nicht wegen eines kaputten Akkus gleich das ganze Gerät entsorgen und sich ein neues kaufen. Das würde einiges an Ressourcen sparen!

  • Bei jedem neuen Handy ein neues Netzteil und neue Kopfhörer – muss das wirklich sein? Apple hat hier ein Exempel statuiert: Seit dem iPhone 12 gibt’s zum neuen Gerät kein neues Ladegerät mehr dazu, und auch Kopfhörer sind künftig gestrichen – offiziell aus ökologischen Gründen. Samsung ist im Januar 2021 nachgezogen.

Klar ist, dass kein Hersteller mal kurz mit dem Finger schnippen und faire Produktionsbedingungen herbeizaubern kann. Fairphone selbst räumt ein, dass auch seine Geräte nicht hundertprozentig fair produziert werden. Aber immerhin ist schon mal eine breite Diskussion in Gang gesetzt worden, die auch führende Hersteller dazu bewegt, sich vermehrt beim Thema Nachhaltigkeit einzubringen.

Das Wichtigste im Überblick

  • Wer nachhaltige und fair produzierte Smartphones herstellt, muss den gesamten Produktionsprozess im Blick behalten, um zu gewährleisten, dass Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen eingehalten werden.

  • Ökologisch bedenkliche Rohstoffe sollten bei der Produktion nur in möglichst kleinen Mengen verwendet werden.

  • Verbraucher sollten nachvollziehen können, unter welchen Bedingungen ihr Smartphone hergestellt wurde – Stichwort „Transparenz“.

  • Ein modularer Aufbau des Geräts ist wichtig. So können einzelne defekte Teile im Fall der Fälle ausgetauscht oder repariert werden.

Foto: ©Shutterstock/Production Perig

Mia

Mia fragt immer als erste, was das neue Smartphone außer Telefonieren, Fotografieren und Musikabspielen noch kann. Gut so. Mehr als neue Technik und das Internet liebt Mia nur ihren kleinen Sohn.

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