Streaming: Es wird unübersichtlich

Hier acht Euro, da zehn Euro ... Wer Serien und Filme schaut, der muss bald noch tiefer in die Tasche greifen.

Caschy berichtet von den neuen sowie alten Streaming-Anbietern.

Was brachen vor ein paar Jahren für tolle Zeiten für Film- und Serienfans an. Plötzlich waren da Netflix und Amazon Prime Video. Schier unendliche Inhalte für einen schmalen Flatrate-Preis.

Das Angebot war so gut, dass sich für viele selbst das Raubkopieren nicht mehr "gelohnt" hat und sie stattdessen den legalen Weg des Videokonsums eingeschlagen haben. Aber die Filmindustrie ist nicht gerade als bescheiden bekannt.

Natürlich möchte jeder so viel wie möglich vom großen Streamingkuchen abhaben. Keiner möchte sich mit Krümeln zufriedengeben. Dass das Modell funktioniert, haben eben Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Video deutlich gezeigt, jetzt möchten es einige selbst versuchen.

Streaming: Disney und Apple legen nach

Wir werden dieses Jahr unter anderem noch neue Angebote von Disney und Apple sehen, aber auch Warner Media hat mit HBO Max ebenfalls einen neuen Dienst für Anfang 2020 angekündigt. Das Problem, wenn sich nun auch die Produzenten unter die Anbieter mischen: Die Inhalte werden von "Universal"-Anbietern wieder abgezogen.

Sicher sind da nur noch Eigenproduktionen. Das heißt also auch, dass sich Inhalte künftig über immer mehr Dienste verteilen werden. Möchte man Mulan streamen, benötigt man das Abo von Disney. Stranger Things schaut man bei Netflix, The Grand Tour exklusiv bei Amazon.

Apple mischt mit vielversprechenden Serien wie For All Mankind mit. Klassiker wie Little Pretty Liars findet man bei HBO Max. Game of Thrones ist zum Glück abgeschlossen, Sky kann man sich also sparen – falls man keinen Fußball schaut oder die Eigenproduktionen wie Das Boot nicht als sehenswert empfunden werden.

Nutzer müssen sich entscheiden

Für den Nutzer ist das eine Katastrophe. Er kann nicht mehr bequem (und preiswert) einen oder zwei Dienste buchen, sondern muss schauen, wo es nun das gibt, was er gerade sehen möchte. Die Vorteile der Anfänge werden zunichte gemacht. Es wird wieder keine einfache Verfügbarkeit geben, sondern eine Streuung der Inhalte.

Streaming-Anbieter: Was ist neu?

Selbst wenn die Dienste dadurch günstiger werden – Disney+ wird zum Beispiel 6,99 Euro kosten –, kann es in Summe für den Nutzer sehr viel teurer werden, wenn er denn eine durchgängige Verfügbarkeit anstrebt. Das ist ja die bequemste Art.

Oder er verzichtet auf den Zugang über die Dienste direkt und sucht sich seinen eigenen Universal-Anbieter, der alles anbietet – natürlich in einer sehr dunklen Grauzone und völlig an den Produzenten vorbei.

Gibt es eine Lösung beim Streaming?

Es macht fast den Eindruck, als würde die Filmindustrie nicht aus Fehlern lernen. Es ist nicht ein ultra verspäteter Release auf Blu-ray oder irgendein DRM-Schutz, der den Nutzer dazu bringt, für Inhalte zu bezahlen. Es ist die einfache Verfügbarkeit zu einem vom Nutzer als fair empfundenen Preis. Mit Inhalten von allen, nicht von einzelnen.

Vielleicht könnte aber eine für den Nutzer vertretbare Lösung auch in der Bündelung solcher Dienste liegen. Ansätze davon sieht man schon bei Amazon mit den Amazon Prime Video Channels.

Hier kann der Kunde Kanäle nach Themen oder Anbietern wählen, konsumiert werden sie aber direkt über Amazon. Apple bietet auch solche Zusatzkanäle an, hierzulande ist das Angebot aber noch sehr dünn.

Was ist mit Google?

Ist jemandem aufgefallen, dass Google und Facebook bislang nicht erwähnt wurden? Google hat mit YouTube eine riesige Video-Plattform. Es gibt auch YouTube Premium und sogar Eigenproduktionen kann das Unternehmen vorweisen. Unklar ist allerdings, wie es da so wirklich weitergehen wird.

Denn Google möchte künftig seine Eigenproduktionen auch einem nicht zahlendem Publikum zur Verfügung stellen. Werbefinanziert statt Premium-Abo, in Sachen Einnahmen kann das einen gewaltigen Unterschied spielen, wie man beispielsweise bei Musikstreaming-Anbieter Spotify sehr gut beobachten kann.

Allerdings hat man bei Google auch nicht den Eindruck, dass das Unternehmen hier der Meinung ist, etwas zu verpassen. Was natürlich an YouTube liegen kann, die Plattform ist riesig. Jede Minute werden 400 Stunden Videomaterial hochgeladen und 1 Milliarde Stunden konsumiert. Das ist mehr als Netflix und Facebook zusammen erreichen.

Und was macht Facebook?

Facebook legt seinen Videofokus auf Facebook Watch. Dort möchte man ebenfalls mit exklusiven Inhalten locken, sieht sich bislang aber nicht direkt zu einem Abo oder Eigenproduktionen gezwungen. Google und Facebook wären auch klassische Kandidaten für Bundle-Angebote, da sie eben bereits eine sehr große Nutzerbasis haben.

Man kann wirklich nur hoffen, dass die Anbieter hier irgendwie in die Spur finden. Einer der wenigen Fälle, in denen Konkurrenz zwar das Geschäft belebt, sich dies aber nicht als Vorteil für den Kunden darstellt. Irgendwo ist die finanzielle Schmerzgrenze beim Kunden für Streaminginhalte erreicht, aktuell und in den nächsten Monaten wird wohl versucht, diese exakt auszuloten.

Vielleicht ist das auch schon wieder das Ende des Flatrate-Streamings und es geht wieder mehr Richtung On-demand. Das muss ja nicht zwingend eine einzelne Serie oder ein Film sein, sondern kann eben aus Paketen bestehen.

Lisa

Lisa hat schon früher ihren kleinen Brüdern die neuesten Gadgets erklärt. Sie weiß aber nicht nur technisch viel, sondern auch, wo es in Hamburg die beste Pizza gibt.

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