Smartphone-Sucht: Seid ihr betroffen?

Smartphone-Sucht ist nicht zu unterschätzen. Viele Menschen können ohne das Handy nicht mehr leben.

Das Handy ist ein wenig die Geißel des Menschen: Auf der einen Seite ist es unfassbar praktisch und bietet uns einen enormen Mehrwert. So kann man in der U-Bahn entspannt die Zeitung lesen, Maps aktivieren, wenn man sich verlaufen hat oder auch einfach nur eine Nachricht schreiben, wenn man sich zu einem Treffen verspätet.

Doch es gibt die dunkle Seite der Macht. Zornige Reaktionen, wenn der Akku leer ist oder die Fokussierung auf das Display, selbst wenn man sich in einem Gespräch befindet. Dazu leidet unsere Produktivität bei der Arbeit. Wer mehr als 60 Mal pro Tag sein Smartphone nutzt, gilt allgemein als süchtig – 176 Millionen Menschen sind weltweit betroffen. Woran liegt das?

Wir werden ständig durch Push-Nachrichten unterbrochen: „Dadurch findet man nicht mehr den Flow am Arbeitsplatz, also in die Phase des konzentrierten Arbeitens, in der wir Raum und Zeit vergessen und die Tätigkeit am Arbeitsplatz leicht von der Hand geht“, so Christian Montag, Professor für Psychologie an der Universität Ulm, gegenüber merkur-online.

Smartphone mit Push-Benachrichtigung

Es wäre also eine Lösung, einfach nicht auf sein Smartphone zu schauen. Doch durch eine Push-Nachricht wird das menschliche Hirn abgelenkt, es kann nicht anders. Es ist die Angst, etwas zu verpassen. Auch die Möglichkeit, sein Gerät lautlos zu stellen, bringt keine Lösung. „Es könnte ja was Interessantes reinkommen“, so Montag weiter.

Das Glückshormon Dopamin ist es, das uns antreibt. Gibt es eine neue Nachricht, ein Like bei Instagram oder allgemein spannende Neuigkeiten? Wenn dem so ist, sind wir glücklich und der Blick hat sich schon gelohnt. Dennoch ist man nicht gleich abhängig – die oben genannte Zahl ist auch nur ein Richtwert, den man im Auge behalten sollte.

Handy bietet einen Mehrwert

Das Smartphone bietet ja einen Mehrwert, den man auch nutzen kann und darf. Zeitung lesen oder ein Online-Game zocken macht noch keinen Süchtigen. Kritisch ist es, wenn man sich permanent unterbrechen lässt, auch wenn man sich gerade im Workflow befindet oder sich seinem liebsten Hobby widmet – ein Handy sollte nicht für einen Bruch sorgen.

Informatiker Alexander Markowetz, Fachmann beim Thema digitaler Burn-out, nennt diese Unterbrechungen im Gespräch mit focus.de: Anti-Yoga. „Beim Yoga begibt man sich in eine orthopädisch wertvolle Position und fokussiert den Geist. Beim Smartphone-Surfen nehmen viele Menschen eine orthopädisch absurde Haltung ein und suchen die Zerstreuung.“

Nun sollte sich jeder Smartphone-Nutzer selber hinterfragen. Kann ich im Zweifel auch ohne mein Smartphone leben? Werde ich selbst auf der Arbeit permanent aus dem Flow gerissen und wie reagiert der Freundeskreis auf mein Nutzungsverhalten? Natürlich gibt es auch Hinweise und Tipps, auf die man als potenziell Gefährdeter zurückgreifen kann.

Tipps gegen Handy-Sucht

  • Offline-TageGerade an Wochenenden lohnt es sich, das Smartphone mal nicht zu nutzen – ob es in den eigenen vier Wänden oder unterwegs ist. Wer wirklich erreichbar sein möchte, der kann auf ein Oldschool-Handy ohne Internetzugang zurückgreifen. Denn ein Großteil der Zeit verbringen wir online auf Facebook, Instagram oder Youtube.

  • Kontroll-AppsManchmal ist uns nicht bewusst, wie viel Zeit wir mit dem Handy verbringen. Daher gibt es Apps, die unser Verhalten messen. Quality Time ( Android/ iOS) sorgt z.B. per Alarm dafür, dass wir eine vorbestimmte Nutzungszeit nicht überschreiten. Auch Offtime schlagen in diese Kerbe – einfach ausprobieren.

  • MondmodusManchmal reicht es schon, den Mondmodus zu aktivieren. Auch wenn eine Nachricht eintrudelt, gibt es keine störenden Push-Benachrichtigungen. Zwar bleibt die Neugierde und hin und wieder wird man auf sein Handy schauen, aber die proaktive Ablenkung fällt zunächst weg und man kann sich auf die aktuelle Tätigkeit konzentrieren.

  • Armband-UhrOft schauen wir nur auf unser Handy, um die Uhrzeit zu checken. Klar, wenn man es schon in der Hand hat, kann man auch gleich Mails checken und mal bei Instagram vorbeischauen. Per Armband-Uhr fällt dieser Griff vorerst weg – das gilt natürlich auch für den Wecker. Hier lohnt es sich, einen Smartphone-Ersatz zu besorgen.

Lisa

Lisa hat schon früher ihren kleinen Brüdern die neuesten Gadgets erklärt. Sie weiß aber nicht nur technisch viel, sondern auch, wo es in Hamburg die beste Pizza gibt.

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